Aufgewachsen bin ich im wunderschönen Allgäu, in Marktoberdorf. Neben der Schule waren es drei weitere Sachen, die meine Kindheit wesentlich prägten: die Musik, die Natur und die Arbeit. Schon früh lernte ich Klavier spielen, später stieg ich auf Tenorhorn und Posaune um, jetzt greife ich auch gerne mal in die Seiten einer Gitarre. Ich besuchte das musische Gymnasium in Marktoberdorf und wirkte in meiner Freizeit in verschiedenen Chören und Orchestern mit. Außerdem durchstreifte ich gerne die Wälder der Umgebung oder unternahm weite Bergtouren in den allgäuer Alpen.
Mein Vater nahm mich häufig mit zu seiner Arbeit als Gärtner. Unter freiem Himmel im Boden zu wühlen, machte mir großen Spaß. Mein Vater ließ keine Gelegenheit aus, um mir etwas beizubringen. Das praktische Werkeln in Haus und Garten lag mir und so entwickelte ich hierin einige Fertigkeiten, die mir immer wieder sehr nützlich waren. Liturgie faszinierte mich, oft spielte ich Pfarrer, nach der Erstkommunion wurde ich einer der eifrigsten Ministranten. „Mei d‘ Rafi, des werd amol a Pfarra!“, sagte ein Freund von mir, damals lachte ich darüber.
Im Sommer 2004 lernte ich zum ersten Mal die Legionäre Christi bei einem Sommerlager im Allgäu kennen. Da waren junge Priester, mit denen man lachen konnte, die Fußball spielten, die eine ganz besondere Art und Weise hatten, von Christus zu erzählen. Über die Ostertage 2005 nahm ich an einem Camp in der Apostolischen Schule in Frankreich teil. Für mich war nach diesen paar Tagen ganz klar: Da will ich hin!
Im Sommer 2005 durfte ich ins Internat der Apostolischen Schule nach Frankreich gehen. Dieses Jahr legte viele Grundlagen in meinem Leben, zu einer echten Beziehung zu Gott, und obwohl es nicht einfach war, ich sprach ja anfangs kein Wort Französisch, war ich doch vor allem eines: sehr glücklich. Dort waren neben mir noch drei weitere Deutsche als Mitschüler.
Ich war in der Apostolischen Schule nicht primär, weil ich Priester hätte werden wollen, sondern weil ich dort glücklich war. Trotzdem zeichnete sich am Horizont schon langsam das mögliche Noviziat ab und damit der Gedanke, dass nicht nur ich mein Leben zu gestalten habe, sondern dass auch Gott mich um etwas bitten könnte.
Als sich im Laufe des Jahres 2008 herausstellte, dass 15 deutsche Jungs in die Apostolische Schule kommen wollten, dachten die Verantwortlichen über die Gründung einer ganz neuen Schule in Deutschland nach. Da stellte sich für mich nun auch ganz konkret die Frage: Soll ich bei der Neugründung dabei sein, was ist Gottes Plan für mein Leben?
Im September 2008 durfte ich die erste Apostolische Schule in Deutschland in Bad Münstereifel mitgründen. Ich kann nur dankbar und froh sein über die vier Jahre an der Apostolischen Schule in Bad Münstereifel. Sie ließen in mir das Bewusstsein wachsen, zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein und tatsächlich dem Willen Gottes für mein Leben zu entsprechen. In dieser Zeit reifte in mir auch die innere Überzeugung, zum Priestertum berufen zu sein. In der Gewissheit, dass Gott mich bei meinen weiteren Schritten fest in seiner Hand hält, war schließlich der Schritt ins Noviziat ein nahtloser Übergang.
Am Ende des zweijährigen Noviziates, im September 2014, legte ich meine ersten Gelübde in Altötting ab. Darauf folgte ein Jahr klassischer humanistischer Studien in Monterrey, Mexiko. Dieses Jahr ist mir mit vielen guten Erinnerungen im Gedächtnis geblieben. Die Kultur, die Landschaft, die Menschen dort, alles war so anders und neu für mich, dass sich mir viele Horizonte öffneten. Ich glaube, dieses Jahr in Mexiko hat mich wesentlich in meiner Sichtweise auf die Welt geprägt. „Leben“ geht eben auch anders, als wir das in Deutschland meinen…
Im Herbst 2015 durfte ich dann in Rom meinen dreijährigen Bachelor in Philosophie an unserer Ordenseigenen Hochschule, dem Athenäum Regina Apostolorum beginnen, ein paar Jahre später auch den Bachelor in Theologie. Dort habe ich „Weltkirche“ auf eine ganz neue Art und Weise erfahren dürfen. Ich hatte Kommilitonen aus allen Kontinenten der Erde, von Indien über den Sudan bis Nigeria, von Brasilien über Kolumbien bis Kanada, und habe dort viele Freundschafen knüpfen dürfen. Vor allem das Bewusstsein, dass die Kirche auf der Welt eine Kirche ist, die viel leidet, hat mich sehr berührt.
Mit der ewigen Profess 2022 und der Diakonweihe 2023 habe ich mein Leben endgültig in den Dienst dieser Kirche gestellt. Mit der Priesterweihe endet nun für mich ein langer Weg der Ausbildung – 12 Jahre seit Beginn des Noviziates! Und trotzdem bin ich mir bewusst, dass mein innerer Weg der Herzenswandlung immer noch am Anfang steht und Gott mich auf mir unbekannten Pfaden immer mehr in seine Nähe führen will.